Augenwischerei findet auf dem Rücken der Senioren statt
Deutschland ist reich; zumindest wird das immer wieder behauptet. Aber stimmt das wirklich? Nun, für eine Antwort sollten wir vielleicht eine jüngst herausgegebene Stude der EZB – der Europäischen Zentralbank – zurate ziehen. Die nämlich gibt Auskunft über das Vermögen der Länder in Europa. Das ernüchternde Resultat: Deutschland ist hinsichtlich des Vermögens das Schlusslicht von Europa. In anderen europäischen Ländern haben die Menschen zwei- bis dreimal mehr Vermögen. Selbstverständlich werden solche Erhebungen nicht kritiklos hingenommen. Immerhin sind Statistiken immer das Resultat der zugrundgelegten Parameter. Und da wird’s kurios:
Laut OECD hat Deutschland das niedrigste Rentenniveau in Europa
Als einer der eklatantesten Mängel der EZB-Erhebung angeführt wurde der Aspekt, die Altersrenten seien für die Berechnung nicht mit herangezogen worden. Tatsächlich aber stünde Deutschland bei Einbeziehung der Renten keinesfalls besser, sondern sogar schlechter da. Man möge sich das auf der lukullischen Zunge und im spürbar verwirrten Kopf zergehen lassen: Deutschland ist laut einer OECD-Studie europaweites Schlusslicht. Es gibt in Europa kein Land mit niedrigerem Rentenniveau als das angeblich so reiche Deutschland. Das hiesige Rentenniveau beträgt lächerliche 58 Prozent des letzten Einkommens. Demgegenüber wertschätzt Italien die Senioren mit 75 Prozent, Spanien mit 84 Prozent und den Hammer schießen die Griechen ab. Locker zurücklehnen und genießen: In Griechenland erhalten die Rentner sagenhafte 110 Prozent; die Renten übersteigen das Einkommen aus dem aktiven Berufsleben. Dass die Diskussion über Rente und Altersarmut nicht abebbt, ist insofern nicht verwunderlich und zugleich ein Signal der Dringlichkeit.
Kein Horrorszenario der Zukunft, sondern längst dramatische Realität
Keineswegs ist es so, dass dieses Szenario vielen Senioren erst in perspektivisch absehbaren Jahren droht. Vielmehr ist das Schreckensgespenst des überproportional eng geschnallten Gürtels längst unmittelbar in unserer Gesellschaft angekommen. Umso mehr hat die Debatte an Fahrt aufgenommen, als sich die Konzepte der einstigen Rentenhelden wie Riester, Rürup und Co. als zunehmend untauglich erweisen. Und die Zahlen werden sogar noch schmerzhafter. Prognosen gehen davon aus, dass das Rentenniveau hierzulande bis zum Jahr 2030 auf unter 43 Prozent sinken wird. Herzlichen Glückwunsch; das lohnt sich. Fragt sich nur, für wen. Immerhin standen wir einst bei einem Niveau von rund 70 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens. Ganz nebenbei erwähnt gibt es auch kein europäisches Land, in dem die Menschen länger arbeiten und somit in die Rentenkassen einzahlen müssen.
Nix von Dolce Vita im Land des „schneller, höher, weiter“
Tatsache bleibt: Mit sinkendem Rentenniveau entfernen sich die Rentenzahlungen immer weiter von der Entwicklung der Löhne, bilden die übliche Inflation nicht mehr ab und sorgen somit dafür, dass Senioren sich schleichend immer weniger leisten können. Und das betrifft bereits ganz normale Konsumgüter des alltäglichen Lebens. Sind die Rentenerhöhungen nicht mehr an die Lohnsteigerungen gekoppelt, die ja maßgeblich im Zusammenhang mit den Preissteigerungen für Waren und Dienstleistungen stehen, geht das direkt zulasten der Lebensqualität. Um es plakativ auszudrücken: Die Renten werden abgesehen von Nullrunden zwar steigen, jedoch – im Gegensatz zu den Löhnen der Arbeitnehmer – nicht in derselben Größenordnung. Nach Abzug der Inflation verbleibt den Senioren – jährlich (!) – immer weniger zum Leben. Und das wird keinesfalls gestoppt.
Wie man Zahlen und Kommunikation auf den Kopf drehen kann
Nur ein Beispiel: In 2021 erleben die Rentner in den alten Bundesländern eine Nullrunde. Die Inflation und somit Preissteigerung von Gütern und Dienstleistungen liegt aber im selben Zeitraum bei etwa 2,4 Prozent, exakte Zahlen müssen am Jahresende ermittelt werden. Sagen wir den Senioren nun: Ihr bekommt genauso viel wie zuvor? Oder wäre es ehrlicher zu sagen: „Eure Renten bleiben gleich, also bekommt Ihr 2,4 Prozent weniger als im letzten Jahr!“ Ist es lediglich eine Frage der Parameter oder sprechen wir von Ehrlichkeit, Wahrheit und allenfalls augenwischendem Respekt vor der älteren Generation?
Mentalitätsproblem der überkorrekten Deutschen
Umso perfider zeigt sich die Situation, als die Menschen in anderen Ländern im Alltag sicherlich nicht dieselben komfortablen Situationen und Bedingungen haben wie die Bürger* der Bundesrepublik, sich aber mit ihrer Mentalität keinesfalls darauf konzentrieren, bis ins höchste Alter zu arbeiten, dann mit mürben Knochen noch ein paar Jahre abzuleben und sich nach kurzer Zeit von dieser Erde zu verabschieden. Okay, die durchschnittliche Lebenserwartung steigt kontinuierlich. Doch auch dieser „Problematik“ der alternden Gesellschaft weiß die Politik die passenden Antworten entgegenzusetzen: Das reguläre Renteneintrittsalter soll bis zum Jahr 2029 stufenweise auf 67 Jahre angehoben werden. Euer Ernst? Leider ja, diese Anhebung ist keine Fantasie, sondern bereits festgeschrieben. Die Frage lautet: Wo bleibt das Leben?
Älter zu werden ist nicht gleichbedeutend mit längerer Gesundheit
Aber wer hat eigentlich behauptet, dass älter werdende Menschen auch länger belastbar sind und seltener krank werden? Auch hierzu gleichermaßen aussagekräftige wie nachdenklich machende Zahlen: Bereits 2018 lebten in der Bundesrepublik knapp 1,53 Mio. Menschen mit einer Demenzerkrankung; die Dunkelziffer noch nicht einberechnet. Experten gehen davon aus, dass diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf etwa 2,7 Mio. Demenzerkrankte steigen wird. Bei aller Sensibilität für die Thematik: Man lebt zwar länger, ist aber keinesfalls länger gesund und bekommt auch noch immer weniger Geld. Was bitte soll an dieser Perspektive menschlich und würdevoll sein?
Neue Konzepte müssen her; Umdenken als Anforderung der Zeit
Unter dem Strich beißt die kalkulatorische Maus an der gegebenen Situation aktuell keinen Faden ab. Unterschiedlichste Faktoren zeigen mehr als deutlich, dass die private Altersvorsorge derzeit für Senioren die derzeit einzige Möglichkeit ist, diesem unfassbaren Dilemma zu entkommen. Selbst staatliche Kapitalbildungs- und Versicherungsprodukte sind kaum imstande, positiv mit den Entwicklungen standzuhalten. Großes Potenzial sehen wir in diesem Kontext in einem Umdenken. Beispielsweise mit der Immobilienverrentung auf Nießbrauchbasis können Immobilienbesitzer das einmal angesparte Kapital erneut reaktivieren und insofern ein zweites Mal nutzen. Wir beraten gerne!